*Dieser Beitrag ist von Ariane. Ariane hat zwischen 2011 und 2012 ein Jahr lang in Peru gelebt und dort zwischen rostigen Kleinbussen und entspannten Alpakas ihre Liebe zum Reisen entdeckt. Seitdem ist sie nicht nur so oft wie möglich unterwegs, sondern bloggt auch auf heldenwetter über ihre Erlebnisse und Erfahrungen. Dieses Jahr ist sie wieder in Südamerika unterwegs, in Ecuador und Peru.
Lima ist nicht unbedingt als Peru-Highlight bekannt. Ganz im Gegenteil, viele Reisende buchen direkt nach der Ankunft hier ihren Weiterflug in die Andenstadt Cusco oder fahren weiter in die Wüstenoase Ica.
Falls du schon einmal einen Blick in einen Peru-Reiseführer geworfen hast, kannst du dich wahrscheinlich daran erinnern, dass die Stadt als hässlicher Moloch beschrieben wurde.
Nun, in diesem Moloch habe ich ein Jahr lang gelebt – und es geliebt! Klar, ich gebs selbst zu: Der Verkehr ist der Horror, die Stadt ist dreckig und laut und die ersten Tage hier bedeuten oft einen ziemlichen Kulturschock. Doch Lima ist auch cool, hip, modern und vor allem ganz wunderbar liebenswert verrückt. Warum du deinen Aufenthalt in Lima ruhig ein bisschen ausdehnen kannst und die Stadt nicht nur als Zwischenstation auf dem Weg in die Anden betrachten solltest? Ich verrats dir!
1. Die grüne Küste
So bräunlich-grau Lima auch an den meisten Stellen sein mag, eine ungewöhnliche klimatische Situation hat dazu geführt, dass die Küste das ganze Jahr über grün bleibt, auch ganz ohne Bewässerung: Durch das wegen des Humboldtstroms kalte Meer und das im Vergleich relativ warme Land steigt Nebel auf, dessen kleine Tröpfchen sich auf die Klippen niederschlagen und das Pflanzenwachstum fördern.
Klar, dass dieses Phänomen genutzt wird: Entlang der Küste finden sich wunderschöne Parks, in denen man großartig joggen und spazieren gehen kann. Vor allem im peruanischen Sommer kann man hier die Seele baumeln lassen und den Blick auf den Pazifik und die Skyline Limas genießen.
2. Abseits der Touristenpfade
Gerade deshalb, weil Lima unter vielen Reisenden so einen schlechten Ruf hat, kannst du hier problemlos abseits der Touristenpfade wandeln. Die Touristen sammeln sich um die Plaza Mayor herum, in Miraflores und an der Puente de los Suspiros, doch der Rest von Lima ist überhaupt nicht touristisch. Anders als in vielen Teilen von beispielsweise Cusco kannst du hier problemlos das „echte“ Peru entdecken. Noch dazu sind weiße Peruaner oder eingebürgerte Europäer in Lima nicht ungewöhnlich – daher fällst du als deutscheTouristin einfach weniger auf.
3. Die kulinarische Szene von Lima
Peru ist international schon lange als gastronomischer Geheimtipp bekannt – vor allem aufgrund der Vielseitigkeit der Landesküche. All die Einflüsse aus Regenwald, Bergen und Küste, aus indigenem, spanischen und afrikanischem Erbe und von den asiatischen Einwanderern kommen in Lima zusammen. Hier gibt es auf den Märkten Obstsorten, von denen du zum Teil wahrscheinlich noch nie gehört hast, es gibt hunderte von verschiedenen Kartoffel- und Maissorten und das leckere peruanisch-chinesische „Chifa“. Ob Straßenstand, Mittagsrestaurant oder Sterneküche, überall lässt sich das kulinarische Lima entdecken.
Was du nicht verpassen darfst? Anticuchos, Picarones, Ceviche und Lomo Saltado – ich überlass es dir, herauszufinden, was das jeweils ist! Jährlich im September findet übrigens die Mistura, die größte peruanische Kulinarikmesse und gleichzeitig ein riesiger Street Food Market, statt. Falls du zu dieser Zeit in der Stadt bist, geh unbedingt hin!
4. Die spannenden Museen
Lima ist auf der ganzen Welt für seine großartigen Museen bekannt. Kein Wunder, schließlich liegen die wichtigsten Inka- und Prä-Inka-Ruinen in Peru, und deren Schätze sind oft in Lima gelandet. Das archäologische Museum in Pueblo Libre, das Museo Larco oder das Kunstmuseum sind einen Besuch wert. Spannend sind jedoch auch die vielen kleinen, oft kostenlosen Museen im Centro. Dort stellt beispielsweise die Zentralbank Münzen und andere kleine Schätze aus. Ein paar Straßen weiter wird in einem kleinen Museum die Geschichte der Sklaverei in Peru erzählt. Wer etwas Ruhe sucht, kann die übrigens im Literaturmuseum mit seiner großen Bibliothek finden.
Kostenlos und mehr als eindrucksvoll ist auch die oberste Etage des Museo de la Nación in San Borja: Hier findet man eine Fotoausstellung über die peruanischen Bürgerkriegsjahre 1980 bis 2000, die von der Wahrheits- und Versöhnungskommission gestaltet wurde. Sehr berührt haben mich vor allem die Originaltonaufnahmen von Zeugenaussagen, die man sich dort anhören konnte.
5. Die verrückten Märkte
Wenn ich ganz ehrlich bin: Ich habe auf der Welt noch keine verrücktere Stadt getroffen als Lima. Irgendwie scheint ein Großteil der Menschen, die hier leben, sympathisch verschroben – es kann einem gut passieren, dass auf der Straße einfach so jemand anfängt zu tanzen oder man im Bus von Straßenverkäufern die merkwürdigsten Dinge angeboten bekommt. Wo dieser „Charakterzug“ der Stadt am besten deutlich wird? Auf den vielen verschiedenen Märkten Limas, einer abgefahrener als der andere. Wie wärs zum Beispiel mit einem echten Schamanenmarkt – mitten zwischen Hochhäusern in der City? Mit einer Straße voller Geschäfte für Zahnarztbedarf – neben einer Straße, in der alles rund ums Fahrrad an den Mann gebracht wird? Oder mit einem Markt voller illegaler Bücher-Raubkopien? Ganz ehrlich, es gibt nichts, was es in Lima nicht gibt. Auf meinem Blog habe ich übrigens auch eine Liste der verrücktesten Märkte in Lima veröffentlicht.
6. Eine ganze Welt in einer Stadt
Lima ist so groß und gleichzeitig so vielseitig, dass eine Busfahrt oft einer kleinen Weltreise gleicht. Die schöne, gepflegte grüne Küste von Miraflores, das hippe Barranco, die Kolonialhäuser im Centro, die Hochhäuser in San Isidro, das beschauliche Pueblo Libre, die hohen Mauern vor prächtigen Villen in La Molina, die Armenviertel im Süden und Norden – zwischen diesen Stadtteilen liegen oder nur wenige Kilometer, und doch Welten.
Am deutlichsten und auch am perversesten wird das wohl an der drei Meter hohen „Mauer der Schande“ zwischen San Juan de Miraflores und Surco, die eines der ärmsten von einem der reichsten Viertel trennt.
In Lima kann man an einem Tag so viele unterschiedliche Stadtbilder erleben wie wohl an kaum einen anderen Ort auf der Welt – und auch, wenn nicht alle davon schön sein mögen, sie gehören zur Realität Limas und Perus und man sollte die Augen nicht davor verschließen.
7. Das hippe Viertel Barranco
Barranco ist neben Pueblo Libre eines meiner Lieblingsviertel von Lima. Es ist bekannt als Alternativ- und In-Viertel der Stadt. Hierhin kommt man, um in hippen Cafés selbstgerösteten Kaffee aus fairem Anbau zu schlürfen, über Flohmärkte zu schlendern oder am Strand den Surfern zuzusehen. Die moderne Kunstszene Limas trifft sich hier in Galerien oder mitten auf der Straße – Barranco ist auch ein Street Art-Mekka. Besonders schön ist der Weg vom Zentrum Barrancos hinunter zum Strand, der von Restaurants und Bars gesäumt ist. Hinüber spannt sich die Puente de los Suspiros, die Seufzerbrücke. Wer den ganzen Weg hinüber die Luft anhält, der kann sich etwas wünschen und es wird in Erfüllung gehen!
8. Die vielen kleinen Dinge
Da ich ein Jahr lang in Lima gelebt habe, hatte ich viel Zeit, die kleinen Dinge kennen und lieben zu lernen. Den Kerl, der als Charlie Chaplin verkleidet durch Miraflores spaziert, zum Beispiel. Das kleine Restaurant gegenüber meines Hauses, das das allerbeste Mittagessen für kleines Geld serviert. Die Planeta Bar im Centro, von der aus man den schönsten Ausblick über die Plaza San Martín genießen kann… Ich könnte ewig weitererzählen. Doch Lima ist eine Stadt, in der es nicht schwer ist, kleine liebenswerte Dinge zu entdecken – wenn man ein bisschen genauer hinsieht. Ich wünsch dir viel Spaß dabei!
Warst du schon einmal in Lima? Wie fandest du es? Findest du auch, dass es sich lohnt Lima anzuschauen? Verrate es uns in den Kommentaren!
Lima ist manchmal Liebe auf den zweiten oder dritten Blick! So war es zumindest bei mir. Ich habe ein Jahr in Arequipa gelebt und Lima wenn möglich gemieden. Doch nach einigen Besuchen war klar: Diese Stadt ist es wert genauer hinzuschauen :)
Herzlichst
Sonja
http://www.delightfulspots.de/2015/05/27/36-stunden-in-lima-sind-nicht-genug/