Schweren Herzens und total verheult sitze ich im teuren Mietauto. Meine Sachen alle in einer schwarzen Mülltüte, im Kofferraum. Das Ziel ist Brisbane. Wenn ihr Teil 1, meiner Pechsträhne gelesen habt, wisst ihr das ich mein Auto Balu leider erstmal zurücklassen musste. Da sein Transport zu mir nach Brisbane aber schon organisiert war, hatte ich auch bald bessere Laune und habe bei unserer Musik wieder mit gegrölt. Da hab ich noch gedacht, das schlimmste wäre überstanden, aber weit gefehlt. Mein Pech in Australien hatte erst angefangen.
Endloses fahren in Australien
Wer schon alles einen Road Trip durch Australien gemacht hat, kennt es vielleicht. Endlose Strecken, kaum Verkehr und neben einem das nichts. Dazu ungesundes Tankstellen Essen und ab und zu mal rumgezicke. Road Trips sind halt nicht immer nur spaßig.
Da wir innerhalb von nicht mal zwei Tagen bis nach Noosa kommen wollten, ganze 1200 km, sind wir auch bis spät in die Nacht gefahren. Keine Zeit für Capricorn Caves oder andere Sehenswürdigkeiten, nur fahren.
Doch es gab ein Lichtblick, für den wir diese Anstrengung gerne auf uns genommen haben.
Eine Reisefreundin hat uns eine Übernachtungsmöglichkeit in einer australischen Familie in Noosa besorgt. Dort wollten wir noch einen Tag entspannen bevor es weiter ging. Also fuhren und fuhren wir.
Stopp in Rockhampton
Unser einzig touristischer Stopp war in Rockhampton, der Fleischhauptstadt von Queensland. Hier wollten wir uns ein schönes Steak gönnen. die Stadt selbst, war irgendwie Tod, total ausgestorben, nichts los, einfach trostlos. Einzige Erhellung in der Stadt war, der Weihnachtsbaum.
Da wir aber nicht zum Sightseeing da waren, sondern für Fleisch, haben wir uns auch nicht weiter daran gestört. Wir haben Taten sprechen lassen und haben direkt eine Frau gefragt, wo wir das beste Steakhaus finden. Dort sind wir dann direkt auch hin, es war eine Kette. Frohen Mutes haben wir uns davon aber nicht abbringen lassen. Leider war mein Steak etwas verbrannt und die Soßen waren auch nicht so toll. Von der Beefhauptstadt habe ich mehr erwartet.
Also ging es schnell wieder ins Auto.
Glück in Noosa
In Noosa, die Familie war der Hammer. Wir wurden sogar direkt zu Weihnachten und Silvester eingeladen.
Den Tag in Noosa haben wir mit shoppen und schwimmen im Meer verbracht. Am Abend hat uns Lotte noch von ihren Kochfähigkeiten überzeugen dürfen. Und so kamen wir auch noch einen Tag zur Ruhe, bevor es weiter nach Brisbane ging.
In Brisbane haben wir uns von Lotte getrennt und haben dafür Denise aus Deutschland ins Boot geholt. Auch für Brisbane hatten wir ein Auto gemietet, allerdings diesmal keins von Hertz, sondern von der günstigen Vermietung namens Juicy.
Böses Erwachen in Brisbane
Wir hatten ein super geiles Appartment in Brisbane ergattert, mit Sicht auf die Skyline.
Wir haben schön gekocht, die ersten Erfahrungen mit Kakerlaken gemacht und abends kamen noch spontan Freunde vorbei, die wir noch aus Cairns kannten.
Am nächsten späten Morgen, der Tag wo mein Auto in Townsville abgeholt werden sollte, gab es einen Anruf. Die Logistikfirma war dran und ich ahnte böses. Meine Pechsträhne war nicht zu Ende. Das Auto konnte nicht abgeholt werden, da es nicht leer geräumt ist. Sie können nur leergeräumte Autos transportieren. Mein Auto ist ein Campervan, wie soll ich den bitte leerräumen? Und dazu war ich ja in Brisbane und mein Auto in Townsville. Also musste ich den Auftrag stornieren und Stornogebühren bezahlen.
Ich war mit meinen Nerven am Ende. Kein Auto, Weihnachten steht vor der Tür und wir wollten in Sydney doch Silvester feiern.
Planänderungen in Brisbane
Ich hatte von allem zu viel. Also habe ich unseren ganzen Pläne umgeworfen. Kein Silvester in Sydney. Wir feiern in Brisbane! Und dann im neuen Jahr holen wir mein Auto und fahren die Ostküste langsam runter.
Mein Mechaniker wurde noch instruiert, die Autoschlüssel an meinem Auto zu verstecken. Denn natürlich musste mein Mechaniker bis Mitte Januar Urlaub haben.
Doch auch dieser Plan blieb nicht bestehen.
An Weihnachten bekamen wir nochmal Besuch von Freunden. Kevins alter Kumpel Dominik und seine Freunde bereisten gerade Australien und wir hatten uns das erste Mal in Cairns getroffen. Da habe ich sie noch überzeugt, dass wenn sie schon mal in Australien sind, auch in Sydney Silvester feiern müssen.
Sie waren regelrecht geschockt, dass ich jetzt Silvester in Brisbane feiern möchte.
Wie dem auch sei, lange Rede kurzer Sinn, ich habe einen Flug nach Townsville gebucht. Ich hole mein Baby!
Kevin hat sich dann kurzerhand auch entschlossen, mich zu begleiten und Denise haben wir am 1. Weihnachtstag, bei der Familie in Noosa abgesetzt. Sie wartet auf uns und dann geht es nach Sydney. Dominik und seine Freundin, machen noch eine Fraser Islandtour und feiern dann mit uns zusammen in Sydney. Zum Glück haben wir auch noch ein großes Apartment für uns 5 gefunden, welches auch gar nicht so teuer war.
Weiterhin Pech in Australien
Unser Flug ging recht früh und diesmal hat alles fast so geklappt wie geplant. Nur musste Kevin seinen Flug, am Flughafen nochmal neu buchen. Mit seiner ersten Buchung hatte irgendwas nicht geklappt.
Auch mit dem Auto in Townsville hat alles geklappt. Ich habe schnell die Schlüssel gefunden und schnell waren wir unterwegs. Nur ein Problem gab es. Nichts war angeschlossen, weder Kühlschrank noch das geliebte Radio. Und da Kevin mein Kumpel noch weniger Ahnung von Autos hatte als ich, sind wir halt ohne Musik gefahren. Endlose strecken. Ein Albtraum! Abends die Kängurus auf der Straße, haben uns ab und zu einen Schock versetzt, aber abgesehen davon sind wir gut durchgekommen und waren bald in Noosa, um Denise mitzunehmen.
Bevor wir in Noosa aber wieder gestartet sind, habe ich mal wieder nach einem Mechaniker gesucht. Erfolglos, aber ich habe ein Autoladen gefunden, wo es Autobatterien gab. Der Verkäufer hat mir auch gut geholfen. Leider meinte er, dass meine Batterie bald sterben wird. Also hab ich noch fix eine neue gekauft. Musik war also wieder am Start.
Auf dem Weg nach Sydney sind wir noch in Surfers Paradise vorbei und haben zwei Jungs mitgenommen.
Das Auto war voll bis oben, aber die Stimmung gut dafür.
In Port Macquarie trafen wir dann auf Dominik und seine Freundin endlich.
Gut schlafen konnte ich leider nicht, denn einer der Jungs hatte wohl einen sehr schlimmen Traum. Er hat geschrien und beim um sich schlagen, auch noch mein Zelt kaputt gemacht, welches ich ihnen für die Nacht geliehen hatte.
Aber egal, übermüdet ging es dann nach Sydney.
Pech in Sydney
Als wir über die Harbour Bridge gefahren sind, konnten wir es kaum glauben. Wir haben es tatsächlich geschafft! Es ist der 30.12. und wir sind in Sydney. Es war unglaublich und ich hatte fast, aber nur fast die Hoffnung, dass jetzt alles gut wird.
Doch ein genauerer Blich, auf unser Apartment und es war klar, dass das Glück nicht auf unserer Seite war.
Das Apartment war total verdreckt! Wir wurden von Flühen gebissen und in den Schubladen lag Drogenbesteck.
Wir konnten dort also nicht bleiben und waren am 30.12. Obdachlos in Sydney. Gut nicht ganz, denn im Notfall hatten wir unsere Campervans. Mit Hilfe von Airbnb haben wir es tatsächlich noch geschafft, eine neue Unterkunft zu finden. Es war Mitternacht, als wir aufbrechen wollten. Leider ging mein Auto nicht mehr an. Batterie leer. Ja genau, meine neue Autobatterie war leer. Ich habe den Kühlschrank wohl etwas zu lange angelassen. Der australische ADAC hat so zwei Stunden gebraucht bis er da war und danach mussten wir noch ne Stunde in der Gegend rumfahren, um die Batterie aufzuladen.
Natürlich war meine Laune auf einem Tiefpunkt. Doch Silvester stand vor der Tür.
Weiterhin kein Glück
Silvester war der Hammer in Sydney. Wir hatten Plätze in der ersten Reihe und eine super Sicht auf die Harbour Bridge und das Opera House. Nach dem Feuerwerk konnte ich nicht aufhören zu weinen. Der ganze Druck und Stress der letzten Tage fiel ab.
Leider musste ich feststellen, dass ich meine Festplatte vermutlich in dem dreckigen Apartment vergessen hatte. Adios Bilder von vor 10 Jahren und adios Tauchbilder. Und nein, ich hatte natürlich kein Backup. Doch das nahm ich schon, nur noch mit einem lachen. Was soll ich auch anderes tun.
Sydney ist übrigens eine klasse Stadt und ich hatte versucht hier einen Job zu finden und meine Reisekasse wieder aufzufüllen. Da das aber erfolglos blieb und ich gemerkt habe, dass ich in Australien nicht bleiben möchte, bin ich weiter nach Melbourne.
Vorher stand aber npch ein Ölwechsel an und die Reifen mussten laut Mechaniker auch gewechselt werden. Mein Geld, welches ich in Australien gespart hatte, war nun so gut es geht alle. Und nachdem Juicy mir nochmals 180$ abgebucht hatte, weil ich angeblich irgendeine Maut nicht bezahlt hatte, war es tatsächlich auf 0$.
Die Strafe war natürlich nicht gerechtfertigt, denn ich habe jeden Tag beim Tollbüro angerufen und meine Daten durchgegeben, um sie zu bezahlen. Es ging dabei aber wohl irgendwas schief und da Juicy nicht auf meine Mails geantwortet hatte, habe ich es irgendwann einfach sein lassen. Ist ja auch egal. Und auch ein ungerechtfertigter Strafzettel in Sydney ist mir egal. Der Parkscheinautomat ging nicht und niemand hat im Büro den Hörer abgenommen und wenn der Polizist zu blöd ist einen Zettel in der Scheibe zu lesen, mit meiner Telefonnummer, dann ist mir das herzlichst egal.
Melbourne und das Ende meiner Reise
Ab sofort lebte ich also wieder von meinem normalen Reisegeld. Das Geld, welches ich sparen wollte, für die anderen Länder. Umsonst, habe ich 6 Monate in Cairns gearbeitet. Alles futsch nach nur einem Monat. Mehrere 1000$. Aber egal. In Melbourne wollte ich nur noch mein Auto verkaufen und dann weiterziehen.
Nach Melbourne bin ich mit unserem Kumpel Dominik gefahren und zwei Leuten von Facebook.
Doch auch die Fahrt war nicht unspannend. Denn unterwegs fing es plötzlich an. Meine Schaltung ging nicht mehr richtig. Die Gänge ließen sich so gut es ging gar nicht mehr einlegen. Mit verschiedenen Tricks, wie während dem fahren Motor aus, gang einlegen, Motor wieder starten (wohlgemerkt währen des Fahrens).
Ich hatte Angst wir schaffen es gar nicht mehr nach Melbourne.
Das witzige war, in Melbourne hat es wieder funktioniert. Nur der dritte Gang hat beim einlegen ein Geräusch gemacht.
Meine Pechsträhne hatte hier mehr oder weniger ein Ende. Gut der Riss in meiner Windschutzscheibe hat den Preis für mein Roadworthy (ähnlich dem TÜV) in die Höhe getrieben, doch das ist nicht so schlimm.
Auch der Anruf aus Deutschland, der mich dazu bewogen hat heimzufliegen, sehe ich nicht als Pech an. Mein Opa hatte hier wohl etwas mehr Pech (Lese hier!). Und das ich meinen Balu zu einem Spottpreis verkauft habe, ist auch ok, Geld ist nicht alles.
Ich hatte in Melbourne eine klasse Zeit. Hatte neue Freunde gefunden und war oft unterwegs. Ich habe gelernt, mit Pech besser umzugehen. Das ich so ein Pech in Australien hatte ist nun schade, aber kein Beinbruch.
Unglaublich, wie viel Pech auf einem Haufen auftreten kann :( Ich hab fast gehofft, es geht dennoch gut aus, auch wenn ich aus einem anderen Post von dir wusste, dass das nicht der Fall war.
Ich hoffe dennoch, dass du Australien einigermaßen schön in Erinnerung behalten hast und nicht nur die Pechsträhne.
Gruß
Maria
Mensch, als ich deine Geschichte gelesen habe, konnte ich mich genau in deine Lage versetzen. Mir ging es fast haargenauso wie dir. Mein Auto hatte mir damals nämlich auch den letzten Nerv gekostet (und nicht nur das). Ich musste mir zweimal einen neuen Job suchen, um noch ansatzweise was von diesem Land zu sehen :D
Ich hoffe, dass du genauso wie ich jetzt darüber lachen kannst. Vergessen ist die harte Arbeit, die du dafür geleistet hast und am Ende kannst du stolz sein, dass du das alles trotzdem so gut es ging gemeistert hast! Ich denke, viele andere hätte schon viel eher das Handtuch geschmissen. Und dass an Silvester in Sydney der ganze Balast von dir abgefallen ist… oh wie kann ich das nachvollziehen! :D
ja ist echt krass, was man für ein Pech haben kann. gehört ja irgendwie auch zum reisen dazu. Ist halt doch nicht immer alles toll. Aber es gibt viel zu viel, an schönen momenten, da kann man ja nur weiter machen :-)
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