Dieser Text fiel mir sehr schwer zu schreiben und auch zu veröffentlichen. Ich hoffe ich entmutige euch nicht zu sehr und mache meine Situation klar. Vielleicht geht es euch ja auch nicht anders!?
In den letzten Monaten ging es bei mir Gefühlstechnisch auf und ab. Ich habe es endlich geschafft meine Traumerfüllung in die Wege zu leiten. Darauf folgen aber auch die etlichen Dinge, die es zu organisieren gibt. Und manchmal ist der Berg so groß, dass man trotzdem gerne einfach alles hinschmeißen will. Da es aber ein harter Weg für mich war, meine Traumerfüllung überhaupt in die Wege zu leiten, ist hinschmeißen keine Option. Ich glaube kaum, dass ich nochmal die Kraft finden würde für meine Träume einzustehen.
Ich frage mich schon die ganze Zeit, wieso alle davon reden, wie einfach es ist? Vor allem wenn alles so einfach ist, wieso macht es nicht jeder?
Das hört sich jetzt vielleicht nicht so positiv an, aber ich muss das mal auspacken. Es ist nicht so einfach wie überall erzählt wird.
,,Du bist unglücklich? Dann ändre es einfach!“ Einfach ist daran nur nichts. Gar nichts!
Gut es mag jetzt nicht kompliziert sein eine Kündigung zu schreiben oder seine Sachen auf das minimalste zu minimieren. Das ist im Übrigen einer meiner schwersten Herausforderungen und einer der Punkte wo ich wahrscheinlich scheitern werde, nur zwei Kisten zurück lassen? Meine DVD – Sammlung ist schon eine Kiste! Also no way!
Einen guten Beitrag zum Thema Minimalismus gibt es auch, von Corinna von Aussteigen Bitte, hier.
Es ist auch einfach ein Flugticket zu buchen und die Hotelsuche und Planung. Alles einfach.
Was macht es dann aber schwer?
Die Kündigung überhaupt abzuschicken und zu seinen Entscheidungen zu stehen, das ist verdammt schwer. In den Flieger steigen. Sich überhaupt aufzuraffen und aus der Komfortzone zu bewegen. Es werden nämlich nicht alle ,,yippie“ schreien, viele Zweifeln oder reden dagegen. Und auch deine eigenen Zweifel.
Natürlich gibt es tausende Blogs von Menschen, bei denen alles halbwegs perfekt gelaufen ist, doch das tut es nicht bei jedem. Und was ist wenn du eine der Personen bist, bei denen es nicht funktioniert? Oder was ist wenn dieses und jenes passiert? Wenn sich dein Traum, als Albtraum entpuppt? – Das sind alles Zweifel die dir vorher durch den Kopf schwirren und durch Bekannte noch geschürt werden.
Selbst wenn du einen starken Charakter hast kommst du da ins Taumeln.
Und deine Familie und Freunde die du zurücklässt. Es wird nach deiner Reise vermutlich nie wieder so sein wie vorher. Du wirst Freunde verlieren und du selbst wirst dich verändern. Veränderung ist gut, aber sie ist ungewiss und macht etwas Angst. Wir haben ja nicht umsonst eine Komfortzone. Einen guten Artikel dazu gibt es von Ben auf Anti-Uni.
Was ich mich frage ist: ,,War es für die ganzen anderen Leute tatsächlich so einfach?“
Vielleicht war es das gar nicht, sie können sich vielleicht nur nicht mehr daran erinnern.
Ich denke, das ist vielleicht genauso wie beim Piercen oder Kinder kriegen. Danach heißt es erstmal ,,Nie wieder!“ Doch kaum sind ein paar Monate vergangen, sagt man sich ,,ach so schlimm war es gar nicht“. Und ich vermute so ist es auch bei allen Traumerfüllungen. Die Ängste und Schwierigkeiten am Anfang, das alles wird schnell vergessen sein. Und dann sitzt du vielleicht auch vor anderen und sagst alles wär so einfach, man muss nur machen!
Ich selbst bin ein kleiner Motivationscoach in meinem Freundeskreis und belaber alle sie müssen ihr Leben leben. Ich selbst tue oft so, als wäre nichts dabei. Doch eine ganze Menge ist dabei. Es gibt Tränen, man schläft schlecht, manchmal ist man so aufgeregt das man keinen Bissen runterbekommt. Mit Glücksgefühlen hat das noch nichts zu tun.
Auch diese ganzen neuen Gefühle. Das letzte Mal auf seinem Arbeitsplatz zu sein. Dieses und jenes für lange Zeit nicht mehr zu sehen oder dieses und jenes nichts mehr zu Essen. Oder die Tage wo man nicht aufstehen will, einfach im Bett bleiben, weil man vielleicht für lange Zeit nicht mehr so gemütlich schlafen wird. Plötzlich bekommen Kleinigkeiten eine viel höhere Bedeutung.
Versteht mich nicht falsch, ich freue mich schon riesig auf meine Reise. Doch ich habe Riesenangst und Zweifel. Und es ist schwer jeden Tag seine Entscheidung zu verteidigen und dahinter zu stehen. Es ist manchmal recht ermüdend.
Und letztendlich sind wir alle nicht so mutig wie wir scheinen.
Anfangs habe ich die ganzen Blogs gelesen und gedacht ,,Wow wie mutig! Alles hinzuwerfen und einfach reisen“.
Ich sag euch mal eins, wir alle sind nicht so mutig. Ob ich nun Pink Compass oder Adios Angst lese. Es musste auch denen erst richtig scheiße gehen, bevor sie was geändert haben. Und auch bei mir war das so. Meine Ärztin hat mir gesagt ich sollte zum Psychologen gehen, weil ich vermutlich Depressionen habe. Und ich habe auch schon angerufen, um einen Termin auszumachen. Der Sonnenschein muss zum Psychologen, wirklich jetzt? Zum Glück ging keiner ans Telefon. Denn ich habe realisiert das mir eine Psychologin nicht helfen kann. Nur ich selbst kann mir helfen.
Ich wusste doch wieso ich unglücklich bin. Ich wusste auch, dass im Moment einfach etwas zu viel Leben zugeschlagen hat. Die Sache mit meinem Vater, meiner Mama ging es auch nicht gut und ich musste nach Heidelberg ziehen. Dort keine vernünftige Wohnung gefunden und auch keinen richtigen Anschluss.
Ich wollte zu dem Zeitpunkt einfach gerne mal einen Pause Knopf haben. Ich wusste wenn ich nicht anfange etwas zu ändern, werde ich wirklich richtige Depressionen entwickeln. Ich habe viele Freunde mit Depressionen und nein das will ich nicht!
Ich bin froh, dass ich genug Geld schon gespart hatte. Ich musste mir also nur noch ein Datum setzen. Das ist von vielen auch ein Problem. Die Sache mit dem Geld. Doch glaubt mir ihr bekommt das Geld schon zusammen für eure Reisen. Ihr müsst EINFACH ein wenig verzichten ;-)
Letztendlich war es mein Glück, dass es mir so schlecht ging. Sonst hätte ich es nie geschafft, für meinen großen Traum das Reisen, einzustehen. Und einfach war der Weg nicht!
Was fiel euch besonders schwer? Was hat euch bewegt zu Reisen? Und euer Ding endlich durchzuziehen? Fandet ihr es einfach? Lasst es mich in den Kommentaren wissen!
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Sehr schöner Artikel, Marieke. Ich bin von den beschriebenen Dingen noch ein wenig weiter entfernt als du, aber bei deinen Zeilen merke ich ganz genau, dass der Moment kommen wird.
Der Moment in dem ich realisiere, dass ich all das, auch die kleinen, vielleicht noch unwichtig scheinenden Dinge hinter mich lassen werde. Und das wird sicher alles andere als einfach.
Aber ich glaube auch, dass du recht damit hast: Schaust du irgendwann zurück, wirst du vielleicht denken „So schlimm war es gar nicht“ Aber bis dorthin ist es noch ein „kleiner“ Weg. Er wird grandios!! Bestimmt. :)
Liebste Grüße,
Sabrina
Tschaka! Ja es wird ganz sicherlich grandios, aber den stress vorher würde ich trotzdem gerne abgeben. Und vor dem großen Abschied am Flughafen hab ich auch schon schiss, ich bin ja so nah am Wasser gebaut. Aber belohnt werde ich sicherlich dafür. Ich wünsche dir schon ganz viel Kraft :-)
Hallo Marieke,
erst einmal: ein ganz toller Artikel. Es kommt nicht oft vor, dass ich einen Artikel nicht nur quer lese, sondern Wort für Wort einsauge.
Du hast vollkommen Recht. Es ist nicht einfach! Es gibt scheiß Zeiten und jeder, der mich vor meiner Reise erlebt hat weiß, dass mir der Arsch auf Grundeis gegangen ist. Es gab sogar einige, die dachte das ich nach spätestens 3 Monaten wieder zurück gekrochen komme. Ich hatte all die Gedanken, die Du beschreibst. Ich habe sogar Abends heimlich in mein Kissen geweint. Die ersten zwei Wochen unterwegs, waren die schlimmsten. Ich hatte Jetlag und ich habe mich alleine gefühlt. Doch am Ende der Reise, war es das wert!
Der Grund warum so viele das Ganze verklären ist einfach: Wir sind den Schritt schon gegangen. Wir haben die ganzen Selbstzweifel diesbezüglich schon hinter uns. Du wirst sehen, dass Du am Ende Deiner Reise auch jedem predigen wirst, aus seiner Komfortzone zu schreiten. Und zwar nicht deshalb, weil du eigentlich weißt, das es das Richtige ist, sondern weil Du tatsächlich daran glaubst. Du wirst es an eigenem Leib erfahren haben, wie es ist, wenn eine Reise Dich verändert hat. Und mache Dir keine Sorgen um die Freunde die Du vielleicht verlierst. Das mag traurig sein, aber ich hatte das Gefühl, das es ok so ist. Der Grund ist nicht nur, dass sie dich nicht mehr verstehen, sondern das du es umgekehrt vielleicht auch nicht mehr kannst. Das macht den Abschied etwas leichter. Das schöne daran ist, dass die Freunde, die bleiben, auch tatsächlich Deine Freunde sind und sie sich für Dich freuen.
Alles wird gut! Fühl Dich gedrückt!
Corinna
uii danke für die netten Worte. Ich denke auch, dass am Ende alles gut werden wird. Und ich freue mich schon tierisch, auf meine Veränderungen. Und die ganzen Sachen die ich erleben werde. Aber etwas Angst schwingt glaube ich immer mit :-)
Hallo Marieke,
danke, dass Du uns Leser auch auf Deine Gedankenreise mitnimmst! Nein, es ist nicht immer einfach. Und nur man selbst kann entscheiden, was für einen das Richtige ist. Nun geht es ja in ein paar Tagen bei Dir los. Ich drück Dir die Daumen, dass alles so klappt, wie Du es Dir vorstellst. Und ich freu mich schon auf Deine Berichte aus der Welt.
Liebe Grüße, Marion
Sehr schöner Artikel, liebe Marieke. Ich finde es toll, dass du diesen Entschluss gefasst hast. Ich war nach dem Studium auch eineinhalb Jahre am Stück auf Reisen. Damals dachte ich einfach: Jetzt oder nie, vielleicht bekommst du die Chance nie wieder. Aber so war es nicht :-) Letzten Sommer habe ich wieder gekündigt und war wieder ein halbes Jahr unterwegs. Ganz ehrlich, es ist gar nicht so schwer, wieder ins Berufsleben zurückzukehren. Wenn man wirklich möchte, findet man auch was. Viel schwerer ist es dagegen – wie du schon schreibst – aus dem alten Trott auszubrechen und die Kündigung abzugeben. LG Franzi
Hallo Marieke,
Wow, du sprichst mir mit deinem Beitrag wirklich aus der Seele. Ich habe mich in vielen Zeilen wieder gefunden und auch ich habe diese Zweifel. Diese Ungewissheit, was passiert, wenn eben nicht alles so läuft wie gewünscht, macht einen fertig. Es gibt Momente da denke ich mir „scheiss drauf, geh einfach weg“ und dann wieder diese Momente in denen ich einfach nur Angst habe. Angst vor einer Entscheidung, vor einer Veränderung und vor der Ungewissheit. Auch die Worte von anderen beeinflussen mich wahrscheinlich zu sehr: „gib deinen tollen Job nicht her und was willst du überhaupt machen, wenn du zurück kommst?“. Naja, aber wenn man so eben nicht glücklich ist? Kann es das so schon gewesen sein? Nein, eigentlich nicht. Und doch habe ich Angst.
Ich danke dir vor allem für deine Ehrlichkeit, die mir gezeigt hat, das es vielen so geht wie mir und ich finde es super das du dich getraut hast! Dieser Schritt steht mir noch bevor! Ich wünsche dir alles Gute auf deiner Reise =).
Liebe Grüße
Sandra
Ich wünsche dir auf jeden fall viel Mut für den Weg! Und du musst einfach eine Entscheidung für dich fällen und nicht für die anderen. Du lebst nur einmal und die Zeit ist zu kurz, um unglücklich zu sein :-)
alles Liebe
Ich muss bzw. will deinen Artikel oben unbedingt noch einmal durchlesen. In aller Ruhe – aber vorab will ich schonmal eines loswerden. Wie super ich deinen Artikel finde, gerade weil du über Angst und Zweifel schreibst. Einfach ist es mit Sicherheit nicht, aber es lohnt sich. Und über Ängste könnte ich auch ein Liedchen singen. ;)
Ich bin auf Umwegen hier gelandet und lese mich noch ein. Dass hier wollte ich noch loswerden. Chapeau für den tollen Artikel.
Viele Grüße von der Rabin ^^